Ja, ihr lest richtig.
Frühstückspolizei.
In der KiTa und in der Schule sind sie bereits Gang und Gäbe. Nein sie laufen nicht in blauer Uniform umher und nein, auch sind sie nicht in einem Dinkelbrotkostüm. Sie sind unscheinbar und lauern überall. Sie sind nämlich mitten unter uns!!!
Getarnt als sympathisch pädagosches Fachpersonal. Die scheinbar seit einigen Jahren alle spontan noch Ökotrophologie studiert haben. Anders kann ich mir das extreme Mitmischen im Thema Ernährung nicht erklären.
Ernährungspolizei
Ernährung ist ein wichtiges Thema und ja, mir ist durchaus bewusst dass es auf diesem Planeten nicht nur hochintelligente Wesen gibt. Gehen wir aber doch einfach mal von dem Otto-normal-Verbraucher aus. Der eine normale Kindheit hatte und auch seine jetzigen Kinder liebt. Dieser Otto-Normal-Verbraucher, nennen wir ihn kurz und liebevoll Otto, ist ein durchschnittlich gebildeter Typ Mensch, hat Hobbys wie Fussball und Lesen und ernährt sich und seine Familie relativ ausgewogen. Vollkornbrot und Avocado sind für ihn ebenso wenig Fremdwörter wie Nutella und Toast. Seine liebe Frau Petra und seine zwei Söhne Hans und Joachim (ja Herr Gott, es sind ja nur Beispiele) sind ebenso normal und durchschnittlich wie er. Diese Familie hat weder Über- noch Untergewichtsprobleme und tanzt auch sonst aus keiner Reihe.
Petra und Otto achten, wie das normale Menschen halt so tun, auf die Ernährung. Die Kinder dürfen zwar auch nicht übermäßig naschen, aber große Verbote oder „nur Sonntags gibt es Nutella“ gibt es bei den Otto’s nicht. Der Große und auch der Kleine Sohnemann bekommen jeden Morgen ihre Frühstücksbox gepackt. Mal mit Graubrot, mal Vollkornbrot, mal mit Obst und mal mit Gemüse. Ab und zu versteckt sich darin auch mal ein kleines Highlight. (Fruchtzwerg, Babybell, Salzstangen, Mini-Muffin…) Die Kinder freuen sich drauf und starten glücklich und zufrieden in den Tag.
MÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖP
So, da haben wir es auch schon. Spätestens beim Wort Fruchtzwerg hätten wir schon einen Herzinfarkt bei der Frühstückspolizei gehabt. Noch bevor der Insulinspiegel des Kindes ansteigen kann, wird der Fruchtzwerg von der Frühstückspolizei beschlagnahmt und aufs übelste beschimpft. Denn dieses „verteufelte Zuckerpaket“ hat in einer gesunden Frühstücksbox nichts zu suchen! Man nehme doch bitte den Naturjoghurt mit den rechtsdrehenden Darmbakterien, oder wie war das? Egal, hauptsache keine klassischen Fehltritte wie Fruchtzwerge oder Milchschnitten. Da könnteste dem Kind ja gleich Arsen mit unters Essen mischen!
Nicht genug dass das Kind – in diesem Fall war es Joachim – schon völlig verunsichert am Tisch sitzt, mit knurrendem Magen und ausbleibendem Insulinspiegelanstieg, nein nun wird er auch noch öffentlich auf das Fehlverhalten seiner dummen und ahnungslosen Eltern hingewiesen! Da man ihm aber auch nicht zutraut, diese enorm wichtige Botschaft den Eltern selbst mitzuteilen, wird gleich mal ein Brief mitgegeben, ach was sag ich. Es wird gleich um ein Gespräch gebeten! Denn – und jetzt bitte genau aufpassen – dies ist kein EINMALIGES Vergehen gewesen! Nein! Die Otto’s sind WIEDRHOLUNGSTÄTER! Jawohl!
Von wegen die sind normal. Die sind sowas von überhaupt nicht NORMAL. Die ticken nicht ganz sauber! Wer zum Teufel würde freiwillig seinem geliebten Kind SOLCH eine Zuckerbombe in den Rachen werfen? Wer?? Weeeeer??? NIEMAND! Nein, niemand der auch nur ein Fünktchen mehr Verstand als eine Advocado hat, würde sich so etwas erlauben. Die ersten munkel bereits, dass es bald einen Kinderführerscheingeben soll. 6 Semester Ökotrophologie muss man mindestens nachweisen können, so heißt es. Schuld daran sind Eltern wie die Otto’s.
Im Ernst jetzt?
So.. nun mal wieder zurück zum Hier und Jetzt. Es ist ja schön und gut das auf die Ernährung unserer Kinder auch in KiTas und Schulen geachtet wird. Toll wenn hier extra das gute Bio-Kantinen-Essen bestellt wird. Wirklich. Aber wollen wir alle nicht mal die Kirche im Dorf lassen? Glaubt hier irgendwer wirklich, dass die Eltern, die ihren Kindern zu hause nur Mist zu essen geben, nur Frittiertes und Zuckerreiches, dass diese Eltern sich ändern, weil es in der Schule/KiTa nicht erwünscht ist???? Die Eltern die wirklich keinen Wert auf die Ernährung der Kinder legen, werden entweder ihren Kindern trotzdem weiterhin nur „Mist“ mit in die Frühstücksbox packen, oder halt einfach keins mehr mitgeben. So können sie nicht auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht werden und zack, ist das Problem für diese Personen dann erstmal gelöst.
Gesund und bewusst ernähren!
Ich finde es viel wichtiger das Bewusstsein für gesunde Ernährung den Kindern in der Schule (oder auch schon KiTa) beizubringen und zwar nicht am Beispiel der dummen Eltern zu hause, sondern im Unterricht selbst. Erklären was gesund und ungesund ist. Dies wird ja auch teils schon gemacht, aber bitte, lasst das Bevormunden sein und dieses zur Show gestelle! Denn wenn man die Ernährung so extrem zur Show stellt, werden wir bald nur noch Kinder mit diversen Essstörungen haben.
Denn was lernen diese Kids? Das Mama und Papa aus Angst sich und das Kind zu blamieren gesunde Sachen in die Brotboxen packen und genau wissen, dass sie den Inhalt dann nach Schulschluß doch wieder wegschmeißen können? Wollen wir etwa diese Wegwerf-Gesellschaft weiterhin unterstützen? Und dieses Wetteifern a la „Guck, ich (ernähre mich) bin besser als du!“.
Wie sollen Eltern denn auf ihren Verstand und ihr Bauchgefühl hören, wenn dieses von vornherein in Frage gestellt und bevormundet wird?
Das kann nicht der richtige Weg sein.
So lang noch nicht in allen Schulen und KiTas grundsätzlich nur gesundes Bio-Essen angeboten wird, solang kann ich leider auch nicht diese Frühstückspolizei ernst nehmen.
Na, wie seht ihr das? Ich freue mich über eure Kommentare!
Liebe Grüße,
Sandy
P.S:
ICH persönlich habe keinerlei Probleme mit diesem Thema bei uns in der KiTa oder Schule. Ich überspitze ein Thema, was mich selbst einfach tierisch aufregt. Zum Glück ist die Klassenlehrerin meines Großen tiefenentspannt und tat dies auf dem letzten Elternabend auch nochmal kund. Auch in der KiTa haben wir bei der Lütten keine Probleme, dennoch kenne ich viele Eltern die sich ebenso darüber aufregen, weil sie vielleicht schonmal einen Joghurt MIT Zucker dem Kind mitgegeben haben. Doch die Kinder, bei denen es wirklich wichtig wäre auf die Ernährung zu achten, haben leider teilweise beratungsresistente Eltern, oder Eltern die aus anderen, perönlichen Gründen einfach nicht darauf achten „können“. Den Hintergrund weiß ich nicht, muss ich auch nicht. Diese speziellen Eltern sind – bei uns in der KiTa und Schule- aber zum Glück in der Minderheit.
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