Gestern schwärmte ich noch für den Artikel von der lieben Öko-Hippie-Rabenmutter und postete ihn auf Twitter und meiner Facebookseite. In diesem Artikel erklärt sie absolut treffend, dass Eltern mit hochsensiblen Kindern sich NICHT bewusst und gerne diesen „Stempel“ selbst aufdrücken, damit sie sich damit dann brüsten können. Dahinter steckt viel mehr als nur ein Namen für etwas zu haben.
Ich selbst bin nämlich wirklich kein Freund von diesem „Jeden Pups einem Namen geben“ Getue. Dennoch war es auch für mich eine Art Erleichterung, „AHA-Erlebnis“, als klar wurde das unser Großer hochsensibel ist. Endlich verstand ich IHN. Endlich. Es wurde dadurch nicht zwingend leichter für ihn und für mich, aber es wurde nachvollziehbarer, logischer.
Vielleicht kann man es sich in etwa so vorstellen:
Angenommen du merkst plötzlich, das du nicht mehr richtig gucken kannst. Irgendwie ist es manchmal verschwommen, manchmal schmerzt dein Auge, manchmal geht es dann aber wieder.
Deine Mutter /dein Lehrer / dein Chef, wer auch immer sagt zu dir immer nur „Stell dich doch nicht so an!“. Sie haben alle kein Verständnis dafür und sie unterstellen dir, dass du nur so tust, als hättest du Probleme beim Gucken. Du möchtest bestimmt nur Mitleid erhaschen. Du möchtest doch bewusst „anders“ sein, damit du etwas „besonderes“ bist.
Doch du selbst machst dir einfach nur noch Sorgen. Du fragst dich was mit deinen Augen los ist, machst dir einen Kopf ob es etwas ernsthaftes ist. Vom Grauen und Grünen Star bis hin zu irgendwelchen Krebs-Arten… Es könnte schließlich alles sein. Normal bist du jedenfalls nicht und dieser Gedanke allein macht dich schon krank.
Du gehst zum Arzt, der dir dann ganz plötzlich sagt, dass du Kurzsichtig bist.
Logisch, macht total Sinn. Das was weit weg von dir war, war immer unscharf, aber wenn du zum Beispiel ein Buch gelesen hast hattest du nie Probleme. Klingt logisch, ist auch logisch. Da konnte man dir noch so sehr sagen: Sieh genauer hin! Das dahinten musst du doch sehen können!! Stell dich nicht so an! Konzentrier dich!
Und jetzt stellt euch diese Situation mal vor, mit einem Kind was einfach „mehr Gefühle“ wahrnimmt, mehr um sich rum spürt und anders ist, als die meisten anderen Kinder.
„Stell dich nicht so an! / Du musst doch nicht immer gleich weinen! / Konzentrier dich doch mal, vergiss mal ‚das‘ um dich herum! „
Sätze die einem einfach so aus dem Mund purzeln, die aber so viel mehr anrichten, als man sich vorstellen kann. Das wissen Hochsensible, daher kam mir ein Gedanke, als ich mir wünschte mich mal endlich mit der lieben Öko-Hippie-Rabenmutter zu treffen…
Ein Spielplatz voller hochsensibler Mütter und Kinder
Ich stelle mir ein Treffen mit ihr vor und mit einem kleinen Haufen anderer, gleichgesinnter Mütter. Vielleicht sind wir zu dritt oder viert auf dem Spielplatz, noch mehr wären unrealistisch, da es uns und den Kids dann ja zu voll und unübersichtlich werden würde.
Keiner hätte gleich zu Anfang erwartet das die Situation völlig tiefenentspannt ist. Wir hätten uns alle erstmal kurz „sortieren“ müssen. Erstmal ankommen.
Wenn wir dann die Lage abgecheckt hätten, würden wir da sitzen, den Kindern beim Spielen zugucken und über uns und unsere Sorgen quatschen. Aber genauso, würden wir auch rumalbern und lachen, völlig frei und unbefangen.
Wenn mittendrin jemand von uns aufsteht um sich bewusst mit seinem Kind zu beschäftigen wären wir nicht verwundert, eingeschnappt oder würden den Erziehungsstil in Frage stellen.
Sollte es zu Streitereien zwischen den Kindern kommen, würden diese sich ziemlich schnell einigen. Denn sie wissen wie sich der andere fühlt und sie wissen genau wann Schluss ist. Wir müssten nicht eingreifen und selbst wenn doch, würde jede von uns derjenigen völlig vertrauen. Niemand von uns würde sich ebenfalls einmischen wollen, da wir alle das gleiche Ziel und eine sehr ähnliche Art haben, solche Dinge zu klären.
Natürlich würden wir trotzdem irgendwie noch immer etwas angespannt sein, weil wir es halt auch immer sind. Wir bekommen zu viel mit und achten auf zu viele Dinge, aber wir selbst wären alleine Schuld an diesem Gefühl. Hier sind keine Anderen um die man sich sorgen muss, dass sie blöd von einem denken, sich hinterrücks lustig machen über einen oder dich für völlig überfordert halten.
Wir wären einfach wir.
Für alle die jetzt denken „Du musst dir doch keinen Kopf über die anderen machen!“ möchte ich hier nochmals betonen, dass dies nicht bewusst von uns Hochsensiblen gesteuert wird. Es ist wie eine Art Tick, den man manchmal unterdrücken kann, aber nur unter enormen Anstrengungen. Meist klappt das nämlich nicht dann, wenn es wirklich wichtig wäre. Also gehört auch dieser Satz zu der bereits weiter oben genannten Rubrik der leicht gesagten Sätze ;o)
In diesem Sinne…
liebe und sensible Grüße ;o)
Sandy
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