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Hochsensibilität – Fluch oder Segen?!

Es ist ein Thema was immer öfters in Blogbeiträgen, in Zeitschriften und in den Medien auftaucht. Die Hochsensibilität. Die liebe ÖkiHippieRabenmutter hat eine grandiose Interview Reihe auf ihrem Blog, in der „Betroffene“ davon berichten wie sie damit umgehen, was es überhaupt ist und noch viele weitere Informationen über dieses Thema warten dort auf euch.

Hochsensibilität

Heute möchte ich euch davon berichten, von der Hochsenibilität meines Sohnes und mir.

Vorweg möchte ich sagen, das ich diese Betitelung als negtiv empfinde und mich damit weder brüsten noch sonst irgendwie aufspielen möchte. Es mag nämlich für den einen oder anderen immer gern so rüber kommen, das man sich den „Ich bin besonders und damit besser als Du!“ Stempel aufdrücken möchte. Traurig genug, das ich dies gleich zu Anfang erwähnen muss..

Aber es ist nun mal so. Die meisten denken doch bei Hochsensibilität von Kindern gleich daran, das die Mütter oder die Betroffenen einfach übertreiben, schlicht weg überfordert sind und das diese sich in den Vordergrund spielen wollen wie, wie.. , ja wie „diese Veganer oder so“. Das ist doch alles nur eine Modeerscheining!

Möööp! Nein, ist es nicht!

Da sich heutzutage viel intensiver mit speziellen Themen auseinander gesetzt wird, man sich deutlich besser informiert und es immer mehr Möglichkeiten gibt gewisse Dinge zu hinterfragen und herauszufinden, ist es doch alles nur eine Frage der Zeit, bis wieder eine „neue Eigenschaft“ oder eine „Erziehungsmethode“ einen extra Namen bekommt. Für den einen mag dies zu viel Tamtam sein, für den anderen ist es eine Erleichterung, weil dieser dann weiß, woran er ist. Sobald eine Sache einen Namen bekommt, wird es für einen selbst konkreter und man fühlt sich sicherer. Reine Psychologie…

Zur kurzen Erklärung bezüglich Hochsensibilität, ein Auszug von Wikipedia.

Hochsensibilität (deutsche Terminologie uneinheitlich; auch: Hochsensitivität, Hypersensibilität oder Überempfindlichkeit) ist ein Phänomen, bei dem Betroffene stärker als der Durchschnitt auf Reize reagieren, diese viel eingehender wahrnehmen und verarbeiten. Bisher gibt es jedoch keine eindeutige und allgemein anerkannte neurowissenschaftliche Definition des Phänomens, was Hirnforscher darauf zurückführen, dass die High-Sensitivity-Forschung (HS-Forschung) noch ganz am Anfang steht.

( Weitere Info’s zu diesem Thema findet ihr auf der Seite von Zartbesaitet.de, dort gibt es auch  den Test. )

Zurück zu uns

Mein Sohn war kein Schreibaby, er war ruhig und lieb und trank alle 3-4 Stunden. Schlief schon nach 9 Wochen mal 8-10 Stunden am Stück und strahlte. Er war aufgrund seines weichen Muskeltonus allerdings schon von Anfang an „anders“ als andere Babys in seinem Alter. Erst mit über einem Jahr konnte er sich alleine hinsetzen und lief dann mit 2 Jahren selbstständig. Er war immer sehr schreckhaft, extrem schmerzempfindlich und auch sonst leicht aus der Ruhe zu bringen. Große Menschen Ansammlungen empfand er als unangenehm und zog sich immer zurück. Zu viel körperliche Nähe konnte er nicht aushalten, zu viel Abstand allerdings verunsicherte ihn. Ein kleiner Teufelskreis, der vielen Eltern im ersten Moment bekannt vorkommt. Doch wenn man genauer hinsieht, werden die Unterschiede vom „normalen“ Baby/Kleinkind und hochsensiblen Baby/Kleinkind deutlich.

Klarheit

Vieles von seinem Verhalten damals und heute sehe ich nun anders. Durch diverse Bücher und nach ein paar Gesprächen mit einem Neurologen war es plötzlich klar. Es passte alles zusammen wie zahlreiche kleine Puzzleteilchen. Hochsensibel. Er ist hochsensibel.

Nicht allein das sein Verhalten nun einen extra „Namen“ hatte erleichterte mich, nein das Wissen das er NORMAL ist, hat mich erleichtert. Ich habe es schon immer gewusst, aber von der Außen- und Umwelt wird man heutzutage so dermaßen beeinflusst und verunsichert, das man an seinem eigenen Verstand und seinen eigenen Gefühlen zweifelt. Mit Normal meine ich diesem Falle einfach, das er keinerlei ernsthafte Krankheiten hat, sei es im Muskelbereich, Blockaden an der Wirbelsäule, oder ähnliche Dinge, die sein bisheriges Verhalten eventuell hätten erklären können.

Weicher Muskeltonus ( = weiche Körperspannung)

Aufgrund seines zu weichen Muskeltonus (was übrigens keinerlei Behinderung ist, sondern lediglich bedeutet, das er bzw. sein Körper länger braucht um gewisse körperliche Aktivitäten zu erlernen wie Schwimmen, Fahrradfahren usw., da seine Körperspannung „schwächer“ ist als bei anderen) wurde ich schon oft schief von der Seite angeguckt. Es wurde gefragt ob er behindert sei, es wurde öffentlich gelästert das ich ihn zu sehr verhätschel und ihn zu viel Tragen würde, und, und, und. Was ich mir nicht alles immer hab anhören müssen.. unfassbar.

Zum Glück stand uns unser Kinderarzt immer wieder entspannt zur Seite und bestärkte uns und vor allem unser Bauchgefühl. „Er braucht Zeit, geben Sie sie ihm!“ war einer seiner am meist benutzten Sätze. Es tat gut verstanden zu werden und es tat gut bestätigt zu bekommen, das man doch im Großen und Ganzen alles richtig macht.

Ich habe einen Feind

Denn – und jetzt komme ich zu mir – ich mach mir von grund auf mehr Gedanken als so manch Anderer. Denn auch das ist Hochsensibilität. Die ausgeprägte subtile Wahrnehmung (vielschichtige Fantasie und Gedankengänge) ist eins meiner größten Feinde. Ich nenne euch ein Beispiel um dies genauer beschreiben zu können:

Als der Große geboren wurde und wir wieder zu hause waren, kam die Zeit wo mein Mann wieder zur Arbeit ging und ich den Alltag alleine wuppen musste. Es war der heißeste Juni seit langem und somit ein bombastisches Sommerwetter. Mein Verstand sagte „Pack deine sieben Sachen und geh raus mit deinem Sohn spazieren!“ doch dann kam „mein anderes Ich“ mein hochsensibles Ich was mir plötzlich zahlreiche Ängste aufzeigte und somit mein hochsensibles Gedankenkarussel anstieß „Es ist aber wirklich sehr heiß draußen, nicht das er einen Sonnenbrand bekommt! Oder zu sehr schwitzt im Kinderwagen. Wenn er nassgeschwitzt ist und dann ein Lüftchen kommt erkältet er sich und stirbt. Dann ist es meine Schuld!“// „Wo soll ich überhaupt hingehen? Alleine einfach hier um die Häuser? Zwei Straßen weiter ist so viel Verkehr, die ganzen Abgase der Autos, die Kantsteine über die ich mit dem Wagen muss, die potentiellen Unfallmöglichkeiten! Nein, viel zu gefährlich.“

Ich blieb zu hause.

Drei Monate lang. Das einzige was ich mich ab und an mal traute war, zu meinen Eltern zu fahren. In ein gewohntes Umfeld (mein altes zu hause) zu flüchten. Zum Glück rief mich eines Tages dann meine Bettnachbarin aus dem Krankenhaus an, die ich bei der Geburt vom Großen kennengelernt hatte. Sie wohnte nicht weit entfernt und wollte sich mit mir treffen. Draußen natürlich… Also zwang ich mich dazu, damit ich mich nicht zum Vollhonk machen muss in dem ich irgendwas völlig dämliches erfinde, um nicht raus zu können.

Draussen

Es hat funktioniert. Dieses positive Erlebnis hat mir gezeigt das es möglich ist und von da an traf ich mich öfter mit ihr. Alleine raus, ging ich deswegen trotzdem nicht. Das dauerte deutlich länger, da mir einfach die Sicherheit fehlte, die ich in der Person meiner Freundin sah (mit der ich ja bereits positive Erfahrungen gemacht hatte).

Es wurde aber besser, ich lernte irgendwie damit umzugehen und fand meinen Weg. Mein Gedankenkarussell war noch immer da und wurde täglich angeschubst. Auf der Fahrt zu Freunden nach Buchholz malte ich mir diverse Szenarien auf der Autobahn aus. Was alles passieren könnte. Teilweise so realistisch, das ich einen Anflug von Panikattacken bekam, aber ich zwang mich dazu es durchzuziehen.

Ängste und Sorgen

Diese Ängste und Sorgen sind und bleiben da, es gibt Tage an denen schaffe ich es ihnen nicht so viel Beachtung zu schenken. Dann läuft dieses Gedankenkarussell eher im Hintergrund, aber es gibt halt auch Tage, da läuft es volle Lotte und streckt mich nieder.  Im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese Gedanken in meinem Kopf spüre ich wirklich wie eine Art Karussell und dieses Routieren löst bei mir fiese Schwindelanfälle aus.

Vielleich ist unter euch jetzt der ein oder andere Skeptiker, der sich denkt „das kann ich doch, man macht sich als Mutter manchmal übertriebene Sorgen!“. Ja das stimmt, aber das einen diese Sorgen krank machen können ist halt nicht normal. Das kann aber passieren wenn Hochsensible Personen nicht mehr wissen wie sie mit ihren Gefühlen und Empfindungen umgehen sollen.

Bei mir war es so.  – Burnout –

In meinem nächsten Beitrag geht es dann um meinen Burnout. Wie dieser mit der Hochsensibilität zusammen hängt und wie ich mir Hilfe suchte. Auch auf meinen bewusst gewählten Titel „Hochsensibilität – Fluch oder Segen?“ werde ich noch genauer eingehen.

Solltet ihr schon jetzt konkrete Frage haben, schreibt sie mir gern. Ob als Kommentar, Email oder auf meiner Facebookseite als Nachricht, kein Problem!

Liebe Grüße,

Sandy

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