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AutorenbildSandy

Klugscheißer-Gen vs. Optimismus

Wir haben es ALLE in uns. Das Klugscheißer-Gen. Die meisten bemerken es kaum, doch spätestens wenn sie Eltern geworden sind, kommt es an’s Licht. Meistens schleicht es sich nach der Geburt des eigenen Kindes langsam aber stetig an die mütterliche (oder auch väterliche) Oberfläche… Bis… BÄÄÄÄÄÄÄMMM Plötzlich einem der Kragen platzt, weil eine andere Mutter den Gurt des Kindersitzes nicht fest genug zieht. Dann geht man hin, meist noch freundlich und weist auf den „Fehler“ mit einem gekünstelten Lächeln à la „ich weiß das sie gute Eltern sind -Komma- ABER…“ hin. Aber genau in diesem Moment ist es schon zu spät. Das Klugscheißer-Gen ist ausgebrochen und man wird es nie wieder los. (Manche lernen damit umzugehen, aber dazu später mehr) Dein Kind hat also noch nie ein Wutanfall bekommen, beim festzurren des Gurtes? Und du ziehst deinem Kind auch IMMER die Winterjacke aus, wenn du es in den Kindersitz legst? Auch wenn es mal nur für einen 5 Minuten Weg ist? Was? Wie bitte? Es geht hier schließlich um die Sicherheit? Ja klar. Hast Du einen Reboarder für dein Kind? Trägst du selber beim Fahrrad fahren einen Helm? Telefonierst du beim Autofahren? Nein?… Aha.

Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen schmeißen!

Mein absoluter Leitsatz, den ich mir immer und immer wieder selber vorsage, sobald sich mein Klugscheißer-Gen bemerkbar macht. Und das tut es. Oft.

Es ist eins der ersten starken Veränderungen die ich damals, nach der Geburt meines Sohnes bemerkte. Den Drang einer anderen Mutter etwas „raten“ zu müssen. Allerdings wurde mir auch mindestens genauso schnell klar, wie nervtöten das ist. Denn je mehr Mütter man traf, desto öfter wurde nun auch an einem selbst rumgenörgelt. Plötzlich sah man es selber gar nicht als „gut gemeinten Rat“ an, sondern war direkt angepisst von den „blöden“ Klugscheißer Kommentaren der „ÜBER-Muttis“!

Bei meinem Sohn und mir wurde es extrem, da mein Großer nun mal einen weichen Muskeltonus hat. Dies machte sich ziemlich früh bemerkbar. Hätte ich ihn als zweites bekommen, hätte ich direkt nach der Geburt sagen könne, dass etwas mit seiner Körperspannung nicht stimmt. Als frisch gebackene Mutter des ersten eigenen Babys jedoch, war ich in einem so wundervollem Gefühlsrausch, dass ich dieses neugeborene ‚Etwas‘ einfach nur unendlich doll lieben wollte und mir keinen Plan im Kopf zurecht legte, wann er was machen könnte. Denn ich wusste: Er ist PERFEKT und er wird alles zu seiner Zeit schon machen. Die „Anderen“ sahen dies aber anders. Mein Großer wuchs schnell, war sehr ruhig und entspannt und schlief viel. Eine KATASTROPHE für alle ‚Anderen‘. Mütter von Schrei-Babys beneideten mich. Ich machte mir schon fast Vorwürfe deswegen. Durch seine Größe hielt man ihn oft für ein,zwei Monate älter und somit verlangte man meist, dass er dies oder jenes halt schon können müsse. Ich war – ganz freiwillig- regelmäßig in einer Krabbel-Gruppe und bei einem Mutter-Kind-Treff. Es verging kein Tag, an dem nicht darüber spekuliert wurde, was meinem Sohn nun fehlen würde, oder besser noch, wie man ihm helfen könne! Denn ICH war scheinbar nicht dazu in der Lage meinem Kind das Krabbeln bei zu bringen. Ich war schon früh (gute 3 Monate war er alt) mit meinem Sohn beim Babyschwimmen und die dortige Schwimmlehrerin nahm mir schon damals die von den anderen Muttis verursachte Unsicherheit. Denn egal wie selbstbewusst du bist, oder wie sehr du davon überzeugt bist das Richtige zu tun, es wird IMMER mal wieder Momente geben, an denen DU zweifelst. An DIR selbst. Bin ich eine gute Mutter? Mach ich zu viel/wenig? Muss ich etwas unternehmen? Soll ich wirklich auf mein Bauchgefühl hören? Die anderen schreien viel mehr, was mach ICH falsch?

Komisch , oder? Wir zweifeln nicht daran ob unser Kind etwas schafft, oder nicht. Wir zweifeln immer nur an uns selbst.

Eins muss uns einfach klar sein: JEDER ist unterschiedlich. Erwachsene wie auch Kinder. Aber eines zeigt uns immer, wirklich immer den Weg: Unser Bauchgefühl.

Ich ließ mich oft verunsichern, von all den Müttern die es ja nur gut mit mir meinten. Weinte, schrie, wollte mich am liebsten einschließen. Ich lag Nachts oft wach, während mein Sohn bereits durchschlief, in seinem Zimmer. Laß diverse kluge Bücher. Zweifelte dennoch weiter an meinen Einstellungen zu gewissen Dingen. Ich googelte mich bekloppt. Suchte Rat bei Spezialisten (die alle samt sagten, dass meinem Sohn NICHTS fehlt und alles in Ordnung ist!) Ich zweifelte trotzdem weiter an mir.

Bis irgendwann der Moment kam, wo ich auf meinen Bauch, mein Herz UND meinen Verstand hörte. Durch viele liebe Menschen, nicht zuletzt natürlich auch durch meinen Mann (der sich ebenso sehr sorgte und an sich zweifelte, mir aber dennoch IMMER den Rücken stärkte und mich NIEMALS in Frage stellte) gewann ich wieder an Vertrauen. Vertrauen in MICH als Mutter.

Unser Kinderarzt ist nicht nur unheimlich sexy (ich weiß das er das lesen kann, aber er weiß wie wir Muttis über ihn denken, ich habs ihm schließlich gesagt!..das ist aber eine andere Story ;o) ) , er ist auch wirklich kompetent. Bei ihm merkt man, dass dieser Beruf SEINE Berufung ist. „Hören Sie auf ihr Bauchgefühl! Er ist total gesund und quietsch lebendig! // Ihre Nerven wird er noch früh genug rauben! // Geben Sie ihm einfach Zeit!“ Auch die liebe Ilka aus unserem Schwimmkurs nahm mir schon früh die Angst. „Das ist alles völlig normal! Er braucht einfach nur Zeit!“ Noch heute ist er dort im Schwimmkurs und ich bin ihr für ihre Art unendlich dankbar. Sie geht auf jedes Kind ganz individuell ein und kennt dessen Grenzen manchmal besser als das Kind selbst ;o) Mittlerweile hat mein Sohnemann bei ihr schon den ‚Froschkönig Kurs‘ (im Wasser überleben) und den ‚Mini-Oktopus-Kurs‘ (Über Wasser überleben) gemeistert. Nach den Sommerferien arbeitet er weiter an seinem Seepferdchen.

Der Große setzte sich das erstemal selbstständig auf seinen Po, als er 11 Monate war. Er robbte wie ein Soldat und krabbelte erst, nachdem er das Laufen lernte. Er lief erst einen Monat vor der Geburt seiner Schwester. Mit ziemlich genau 24 Monaten. Mit 8 Wochen schlief er von spätestens 23 Uhr an durch, bis 7 Uhr. Er sprach früh und viel. Sein erstes Wort war AUTO !

Und jetzt mit 5? Wenn man es nicht weiß, fällt es einem nicht auf. Außer der Plattfüße ist ihm nichts anzusehen. Er ist halt ein Kind was auf dem Spielplatz seine Grenzen ziemlich gut kennt. Er klettert nicht zu hoch, springt nicht wahllos irgendwo runter. Er tobt, tanzt und turnt gern. Läuft wie ein Aufziehmännchen, spielt Fußball, taucht wie ein Verrückter im Wasser umher und hat lauter Flausen im Kopf. Ein ganz normales Kind halt.

Ich wurde damals gefragt ob er „behindert“ sei. Das traf mich sehr. Nicht weil ich mich dann für ihn geschämt hätte, quatsch. Es traf mich, weil ich mich um IHN sorgte. Ich hatte Angst die anderen Kinder würden ihn meiden, wenn er nicht „mithalten“ kann. Die Zeit, in der die Kids um ihn herum (aus den diversen Krabbelgruppen & co) bereits alle laufen konnten war wirklich schwer für ihn. Er saß auf dem Spielplatz, auf dem Rasen, während die anderen Kinder bereits umher rannten und die Nerven der Muttis testeten. Er wäre gerne mit ihnen mitgerannt, das sah man ihm an. Aber diese Zeit verging schnell und kaum konnte er laufen, war er wieder völlig in der Gruppe integriert.

Kinder sollten unsere Vorbilder sein.

Wenn ich jetzt frisch-Muttis sehe und mir etwas auffällt, was ich persönlich anders machen würde, dann denk ich an genau diese Zeit zurück.

Ob nun Mutter XY das Familienbett pflegt, auch wenn das Kind bereits 3 ist, oder ob eine Mutter ihr Kind Glutenfrei ernähren möchte, es lieber mit Knieschützern Fahrrad fahren lässt, oder doch schon alleine die Brötchen vom Bäcker 4 Strassen weiter, holen lässt… es kann UNS doch völlig SCHNURZ sein. In den Fällen bin ja nicht ICH diejenige, die 3 Jahre bereits auf 20cm Matratze schläft, Heißhungerattacken auf weiße Brötchen hat, oder das Kind entdweder ÜBER- oder UNTER-Muttert (währe doch mal was für’s Unwort des Jahres)… Lasst uns alle etwas mehr das POSITIVE in jedem sehen!

Ja vielleicht zieht Mutter XY die Gurte des Kindersitzes nicht immer richtig fest, aber sie HAT wenigstens einen Kindersitz! Ja vielleicht setzt die Mutti selbst keinen Helm auf, aber wenigstens hat ihr Kind einen auf! Ja vielleicht hätte sie schon lange mit dem Stillen aufhören können, aber vielleicht genießt sie einfach diese Zweisamkeit mit ihrem Kind? Völlig ohne psychologischen Hintergedanken! Und ja vielleicht sollte Mutter XY mehr auf gesunde Ernährung achten, aber vielleicht kann sie echt überhaupt nicht gut kochen ?

Ja okay, etwas überzogene Beispiele.. aber ich möchte hier absolut nicht belehrend wirken, sondern viel mehr mit etwas Humor zeigen, dass wir alle doch irgendwie gleich sind.

WIR SIND ALLE GUTE MÜTTER, solange wir unsere Kinder aufrichtig und mit vollstem Herzen und Verstand lieben! Da ändert kein Fruchtzwerg zum Frühstück, kein Reboarder fürs Kleinkind und auch keine RTL Super Nanny etwas dran!

In diesem Sinne…

wünsch ich euch starke Nerven und den nötigen humorvollen Optimismus ;o)


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