Letztens quatschte ich noch mit der lieben Daniela von siebenkilopaket über das Mutter-Sein und ich musste mal wieder feststellen, dass gefühlt JEDE Mutter gewisse Probleme/Ängste/Sorgen zu Anfang hat. Ich erzählte ihr von meinen Gefühlen und von einigen pikanten Situationen aus den ersten Wochen meines Mutter-Daseins, um ihr zu zeigen, dass nicht immer alles so perfekt ist, wie es scheint! Denn mal ehrlich?
Wer spricht schon gern über die ersten Wochen des Mutterglücks?…alias Gefühlschaos? Man muss ja noch nicht mal den Babyblues haben, aber so richtig happy, das einem die Sonne aus dem Hintern scheint, ist man nach der Geburt definitiv nicht, nicht 24 Stunden am Tag. ICH war es zumindest nicht.
Wie entzückt, begeistert und verliebt man nach der Geburt ist, das konntet ihr ja schon bei meinem Geburtberichten lesen, aber wie sah es bei mir die ersten Wochen zu Hause aus?
Es ist eine gigantische Umstellung. Ganz klar. Dein Leben stellt sich Kopf und plötzlich dreht sich alles nur um dieses kleine Wesen.
Ja ganz recht, ich war völlig im Eimer. Augenringe bis zu den Ellenbogen und restlos überfordert mit diesem neuen Gefühl, was mich total übermannt hat. Ob es ein Lied im Radio war, eine Doku im Fernsehen, oder der Erinnerungszettel vom Rauchmelder-Ableser im Briefkasten, ich habe erstmal pauschal geheult. Dabei war mein Sohn eigentlich super pflegeleicht. Mich hat aber einfach alles beschäftigt und ich habe mir ohne Ende Sorgen gemacht. Sorgen um mein Baby. Gehts ihm gut? Mach ich alles richtig? WAS muss ich überhaupt machen? Wie gehts weiter? Schaff ich das? Und dann auch noch das: Stillen. „Natürlich werde ich stillen!“ Hey, das ist doch das natürlichste der Welt! Ja, das ist es auch. Aber es ist nicht so einfach, wie man glaubt! Das da auch gehörig was schief laufen kann, DAS erzählt einem wieder keiner. Wie so vieles, was nach der Geburt auf einen zukommt. Aber ganz ehrlich, ich hätte auch nicht alles von dem geglaubt, was man mir erzählt hätte… Man begreift wirklich erst vieles, wenn es soweit ist, oder man mit genügend Abstand darauf zurückblickt. Es fing direkt im Krankenhaus an, denn leider hatte ich Pech mit der Krankenschwester. Die Mädels dort waren unterbesetzt und ich geriet an eine schlecht gelaunte Dame, die nach meinem 3. Klingeln und nachfragen ob es normal sei, dass mein Sohn die ganze Zeit an der Brust hing, direkt Zufüttern wollte. Zum Glück hörte ich bereits da auf mein mütterliches Bauchgefühl und hörte nach dem ersten kläglichen Zufütter-Versuch direkt wieder damit auf und legte ihn weiter an. Das ich da aber etwas falsch machte, zeigte mir erst meine liebe Hebamme zu Hause. Ich war zum einen überschüttet mit Glücksgefühlen und einfach nur verliebt in dieses wundervolle Geschöpf, als ich nach Hause kam, aber es machte sich auch Tag für Tag mehr „Angst“ in mir breit. Mach ich wirklich alles richtig? VOR der Geburt ging ich einfach davon aus, dass das schon alles klappen wird, immerhin schaffen es ja auch andere Leute. *MÖÖÖÖÖÖP* erster Fehler. Da bin ich eiskalt auf die Fasse der Frisch-Muttis reingefallen. WARUM beklagt sich keiner? Oder habe ich das Alles immer nur überhört? War ich eine so schlechte Freundin? Hab ich die Verzweiflung und die Erschöpfung von den Muttis im Freundeskreis nicht gesehen? Ich glaube, als NICHT-Eltern nimmt man dies einfach nicht wahr. Nein, man nimmt es nicht ernst, da man gar nicht begreift was hinter einem „Ich bin müde!“ von Frisch-Eltern eigentlich steckt. Wir denken dann doch nur „Ja bin ich auch!“ Das die Frisch-Eltern aber die letzten WOCHEN wahrscheinlich keine einzige Nacht mehr durchgeschlafen haben und das Baby den halben Tag nur schreit, wegen diverser Verstopfungs- oder Wachstumsprobleme, DAS sehen wir in diesem Moment, in dieser Aussage, gar nicht.
Da saß ich nun und weinte. Schon wieder. Diesmal nicht nur wegen all den Sorgen und Ängsten. Nein wegen den Schmerzen. Meine Brustwarzen bluteten und in einer Seite machte sich der erste Milchstau startklar.
Als ich da also saß, mit 40 Fieber und eiternden Nippeln, musste ich mein vor Hunger brüllendes Kind anlegen. Mein Mann konnte mich so leidend nicht mehr ansehen und verließ jedesmal den raum, wenn ich unseren SOhn anlegen musste. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte ich unserem Sohn sofort die Flasche geben sollen.
DAS aber, macht man ja nicht als GUTE Mutter. Du stillst dein Kind, oder du bist eine lieblose, karrieregeile Mutter. So zumindest, wird einem das von der Außenwelt irgendwie dargestellt.
BULLSHIT
Ich empfand es zwar so und war unendlich traurig und verzweifelt deswegen, aber das ist riesen grißer Schwachsinn.
Trotzdem fragte ich mich, warum ich es nicht schaffe, mein Kind vernünftig zu stillen?
Bin ich keine gute Mutter? Solche Fragen kreisten nicht nur in meinem Kopf, sie kreisen bei ganz vielen Frisch-Muttis im Kopf umher… lasst euch aber eins gesagt sein:
So lang ihr euch noch fragt, ob ihr eine gute Mutter seid, so lang seid ihr eine GUTE Mutter!
Ich habe es noch ein paar Wochen mit dem Stillen versucht. Quälte mich täglich mindestens alle 3 Stunden und stand somit völlig neben der Spur.Ich kochte nicht, denn ich fand dafür schlichtweg keine Zeit. Die ersten vier Wochen lief ich im Schlabber-Look durch die Wohnung. Hauptsache bequem und stillfreundlich. Also kam es wie es kommen musste, als eines Tages der Croque-Mensch bei uns klingelte um mir mein Mittagessen zu bringen. Ich öffnete hektisch die Tür, hatte den Kleinen schnell abgelegt und suchte mein Portmonnaie, als mir der Blick vom Lieferanten auffiel. Ich schaute an mir herab und wäre am liebsten im Boden versunken. Allerdings hatte ich bei der Geburt bereits mein Schamgefühl gänzlich abgegeben. Ich stand einseitig barbusig vor ihm. Meine linke,bis zum Anschlag mit Milch gefüllte Brust, wippte im Takt meines Herzschlages, während die rechte noch Mädels, ihr, die alle schonmal gestillt habt, IHR wisst was ich meine! Es gibt nichts unerotischeres als eine prall gefüllte (und entzündete) Still-Brust. Der arme Lieferant musste danach vermutlich einen Psychotherapeuten aufsuchen… immerhin konnte er diesen dann bezahlen, denn er bekam von mir den ersten Schein, den ich aus meinem Portemonnaie zog. Ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht und reichte ihm den Schein mit den Worten „Behalt den Rest und komm nie wieder her, okay?“ (von da an gab’s nur noch chinesisch…)
Um aus dem ganz normalen Alltag einen „ganz normalen Alltag“ machen zu können, musste ich ja auch irgendwann anfangen wieder rauszukommen. Mein Mann hatte „nur“ zwei Wochen Urlaub genommen und diese gingen deutlich schneller rum, als ich es mir gedacht hatte. Nachdem ich dann eines Abends plötzlich anfing zu heulen, nur weil mein Mann mich fragte ob der Rauchmelder-Ableser schon da war, merkte ich: So kann es nicht weiter gehen. Ich kann hier nicht den Lieferanten nackig die Tür öffnen und wegen unspektakulären Terminen in Tränen ausbrechen. Schluss mit dem Verkriechen, Schluss mit dem Gejaule, es muss sich was ändern.Nur was genau? Um an einem normalen Tag rausgehen zu können, bedurfte es einen Plan. Wann muss ich uns anziehen, damit wir dann und dann draußen sind und was nehme ich mit? Wieviel Wechselwäsche brauch ich für 2 Stunden an der frischen Luft?Nachdem ich alles gepackt und den Zwerg im Kinderwagen verstaut hatte,ging ich einfach drauf los. Das tat gut. Ich zog ohne jeglichen Plan bei uns um die Häuser. Jedes mal wurde der Weg länger und ich lernte, UNSEREN ALLTAG zu genießen. Schon wenige tage später fuhr ich immer öfters auch zu meinen Eltern, die ich dann meist ein bis zweimal die Woche besuchte. Von Tag zu Tag wurde ich entspannter und merkte, dass es widererwartens gar keiner all zu großer Planung bedarf. Ich wurde erst richtg entspannt, als ich mich entschied mit dem Stillen aufzuhören. Denn ich hatte weiterhin starke Probleme dabei und nach dem 3. Milchstau, der mich 3 Tage außer Gefecht gesetzt hatte, war es dann endlich soweit. Es war die Beste Entscheidung für UNS. Meinem Sohn ging es mit der Flasche weder besser noch schlechter, aber MIR, mir ging es ganz schnell deutlich besser. Somit konnte ich das neue Leben viel mehr genießen. Zwischendurch plagte mich immer wieder das Schlechte Gewissen, aber Dank dem starken Rückhalt von meinem Mann und von vielen Freunden, verflog dies dann auch bald. Ich hatte wieder mehr zu lachen ;o)
Beweisbild eines kläglichen Versuches, ein Tragetuch allein zu binden…
Ab dem 4. Monat fing mein Leben als Mutter so richtig an. Langsam aber sicher war der neue Alltag da und ich konnte mit meinem Sohn hinaus in die weite Welt, voller Baby-Massage Kurse und Krabbel-Treffs.Es tat so gut auf andere Mütter zu treffen und zu hören das ICH nicht mit diesen Gefühlen alleine bin. Genau DAS ist auch der Grund, warum ich darüber schreibe. Diese Gefühle haben mehr Menschen da draußen, als man glaubt und wenn DU noch keine Mutter bist, aber Freundinnen hast die welche sind, dann schau doch bitte auch bei ihr mal hinter die Kulissen. Deute nicht jedes Lächeln als Zeichen, das es der Person gut geht. Sei für deine Freundin da, OHNE ihr Tun oder Handeln zu bewerten. Und solltest du mit so einer Situation nicht umgehen können, dann ist das überhaupt nicht schlimm. Lass ihr einfach Zeit. Es kommt der Punkt, an dem das Leben auch für diese Frisch-Mutter wieder in eine geordnete Bahn läuft und dann braucht sie DICH. All die frischen Mütter da draußen: Ihr seid nicht alleine! Es ist völlig normal nicht jeden Tag total glücklich sein zu können. Das heißt aber gleichzeitig NICHT, dass ihr euer Baby nicht liebt. Nein, ganz im Gegenteil. Ihr liebt es so sehr, dass ihr euch so unter Druck setzt alles richtig machen zu wollen. Hört weniger auf die Masse, hört mehr auf euer Bauchgefühl!
Wie war es bei Euch? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich würde mich freuen von Euren Geschichten zu lesen!
Alles Liebe,
eure Sandy
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